Benni Benson Interview

Benni Bensons Album „Alles ist ehrlich“ besteht aus klaren Geschichten und beeindruckender Musikalität. Für seine Songs, Sounds, und Instrumentarium reicht der Stempel „SingerSongwriter“ bei Weitem nicht aus…! Was auf dieser Platte zu hören ist, schüttelt man nicht eben mal aus dem Ärmel. Und so frag ich nach, wie BenniBenson das so macht… mit der eigenen Musik.


Interview Tom


Tom: Mit Deinem aktuellen Album bist Du ganz schön unterwegs.

Ja, seit das Ding raus ist komme ich ganz schön rum. Die Herbst / Winter- Tourrutsche war sehr schön. Wir haben tolle Konzerte gespielt, und viele nette Leute kennengelernt. Die haben in den meisten Fällen auch eine Platte mit nach Hause genommen. Was für mich persönlich immer das Schönste ist, nach einem gelungenem Konzert. So geht es mir ja auch selbst als Gast, wenn ich mir was ankucke. Wenn ich so geflasht bin von einem Künstler / einer Band, dass ich danach sofort die Platte am Merchstand kaufe und es kaum erwarten kann, sie zu Hause zu hören, dann sind ganz viele richtige Dinge an diesem Abend passiert.

Tom: Wieviel Alben hast du und wann kam dein letztes?

„Alles Ist Ehrlich“ ist mein erstes richtiges Full Length- Album als Solokünstler. Davor erschien im Jahr 2012 die EP „Für Etwas Wirklich Brennen“.

Tom: Uii da ist ja doch Zeit vergangen- du machst ja natürlich deine Songs selbst und hast obendrein aber auch dein Album fast komplett selbst eingespielt. Wie muss man sich das vorstellen, ohne (?)  Band?

Diesen „Mythos“ dass jemand eine Platte komplett im Alleingang aufnimmt, bekommt man ja immer wieder mal mit als musikbegeisterter Mensch. Das hat mich schon immer fasziniert und dann gereizt, das mal selbst zu versuchen. Da wir im ALBERT MATONG ATELIER FÜR MUSIK immer bessere Möglichkeiten haben, selbst aufzunehmen, hab ich mich halt mal rangetraut.

Der Prozess war extrem spannend, aber auch sehr mühsam. Oftmals habe ich einen sehr unkonventionellen Weg der Aufnahmetechnik gewählt. Zum Beispiel habe ich erst die Akustikgitarren- Spuren aufgenommen und dann das Schlagzeug dazu gespielt, was ja völlig unüblich ist. Da die Gitarre aber nunmal mein Hauptinstrument ist, war mein Gedanke; wenn ich jetzt schon mal einen guten Gitarrensound habe, dann will ich jetzt auch so lange spielen, bis ich einen guten Take drin habe. Nachdem also alle Songs eingespielt waren, ging es weiter mit den anderen Instrumenten. Jedoch ohne eine bestimmte Reihenfolge. Ich hab mich mit einem Song beschäftigt und dann versucht herauszufinden, was es nun als Nächstes braucht. Das konnte Klavier, Vibraphon, Schlagzeug oder was Anderes sein. Das war jedes Mal aufs Neue eine kleine Entdeckungsreise und hat großen Spaß gemacht.

Wichtig war allerdings eine große selbstgezeichnete Tabelle mit allen Songs und allen Instrumenten die mir zur Verfügung standen, die ich dann an eine Wand gehängt habe. Sobald ein Instrument bei einem Song im Kasten war, konnte ich es abhaken. Das hat mir geholfen den Überblick zu behalten.

Tom: Die Sounds sind vielschichtig. Welche Instrumente hast du genutz und gespielt?

Auf dem Album spiele ich akustische und elektrische Gitarre, Banjo, Bass, Klavier, Vibraphon, Schlagzeug, Percussion, Mundharmonika, Posaune, Melodica, Glockenspiel und natürlich Gesang.

Tom: Heute ist ja alles möglich. Kommen die uuuunzähligen Instrumente auf deinem Album aus dem Computer, oder wurde da der harte Weg genommen?

Der harte Weg :-).
Ehrlich gesagt finde ich den sogar einfacher und vor allem spannender. Mich überfordern meistens die vielen Möglichkeiten, die ein Plug-In Instrument so mit sich bringt so sehr, dass ich nach kürzester Zeit bei der vielen Herumklickerei schnell die Lust und den Spaß verliere. Außerdem sind wir mit dem MATONG wirklich in einer sehr glücklichen Situation („wir“, das sind Carpet und Bruno Polaris) Alle die dort Musik machen, haben dieselbe Vorliebe für analoge Klänge. Jakob ist in Besitz eines Vibraphons. Wenn man das anschmeißt, draufhaut und dann hört wie das schwingt- da krieg ich jedes Mal Gänsehaut. Und Gänsehaut bringt meistens gute Ideen hervor. Das inspiriert. Genauso das Klavier in unserem Raum. Das knarzt so schön. Eine E-Gitarre über einen Verstärker- die kann man im ganzen Raum spüren. Da vibriert erstmal alles. Das ist ein komplett anderes Spielgefühl als über PlugIn/Kopfhörer.

Ich sehe absolut die Vorteile der digitalen Klangerzeugung und bin da überhaupt nicht dagegen. Ich kann ja selbst nicht mal die Simulation vom echten Instrument unterscheiden. Darum geht bzw. ging es mir aber auch gar nicht. Mir ist eine Studio-Situation wichtig und das Spielgefühl beim Bedienen eines Instrumentes. Und das Rumprobieren mit Mikrofon- Positionen macht mir zudem auch Spaß. Da fühlt man sich wie ein Professor im Chemielabor, der Irgendwas Verrücktes und Neues kreiert.

Tom: Wie schnell ist dein kreativer Prozess? Wenn man selbst über alles entscheiden kann, geht doch alles sehr einfach. Oder dreht man sich dann auch schonmal im Kreis?

Absolut beides. Es gab Tage und Nächte, da hab ich ewig an Ideen rumgedoktert um dann am nächsten Tag wieder alles wegzuschmeißen. Manchmal weiß man ganz genau was man will und wie man es will, und dann flutscht das wie von selbst. Dann kann es aber auch wieder verdammt zäh sein und gar nix geht voran. Da waren zum Glück dann die Jungs zur Stelle und haben mir ihre Meinung zum letzten Take gesagt, was dann sehr hilfreich ist. Bei so einer Produktion verliert man leicht den Überblick.

Tom: Deine Deutschen Texte wirken sehr unverkrampft. Die kommen einfach so….so hört es sich zumindest an….

Manche Lieder schreiben sich tatsächlich wie von selbst. „Die Probleme der Anderen“ z.B.Das schreiben dieses Textes war wie ein Spiel. Dieses aufzählen und immer alles ins Gegenteil drehen, das hat mega Spaß gemacht. Irgendwann hatte ich 10 Strophen und konnte mir die rauspicken, die ich am besten fand und die im Kontext am sinnigsten waren. „Tsunami“ war da schon ganz anders. An dem saß ich Monate dran. Manchmal weiß ich dann auch gar nicht recht wieso. Irgendwas gefällt mir dann nicht und dann verändere ich das eben so oft, bis es sich richtig anfühlt oder anhört und für mich einen Sinn ergibt.

Foto:  Maxim Abrossimov

Tom: An deutsche Texter wird gerne auch der Anspruch an politischen Inhalt gestellt. Fühlst du dich da in einer Pflicht, NUR wegen der Sprache, die hier jeder versteht nun auch gegen Atomkraft und alles andere zu schreiben?

Ich bewundere Menschen zutiefst die das können. Ein sehr gutes Beispiel ist da ganz aktuell Sarah Lesch, die mit dem Song „Testament“ das Schulsystem und den Umgang der Gesellschaft mit unseren Kindern kritisiert. Dieses Lied ist für mich total stimmig und ich würde alles zu 100 % unterschreiben, so wie sie es singt. Ich selbst bin da aber nicht der Typ dafür. Ich bin ein politisch interessierter Mensch, und gehe wählen, weil ich diese Stimme habe und ich es für wichtig halte sie zu vergeben. Allerdings verspüre ich nicht den Drang, meine politische Meinung in Form eines Songs auf die Bühne zu bringen. Dazu fehlt mir die Wut. Das können Rage Against The Machine besser.

Tom: Pop und Rock gibt es vor allem auf Englisch. Bist du schonmal in Versuchung geraten, es dir (vermeindlich) einmal leichter zu machen.
Eigentlich ne blöde Frage, wo doch gutes Texten immer hartes Handwerk ist. Aber trotzdem… sooooo genau hört da bei uns im Radio niemand hin, oder ?

Die Phase hatte ich ja schon bei meinen früheren Bands. Da habe ich englisch getextet, was aber ein ganz anderes Schreiben war. Viel kryptischer und verkopfter. Die eigene Muttersprache bietet da schon deutlich mehr Möglichkeiten  zu spielen. Das konnte ich im Englischen so nicht machen. Witzigerweise ertappe ich mich aber immer wieder, wie ich zu einer neuen Gitarrenidee, englisches Kauderwelsch dazusinge. Mal sehen, vielleicht kommt ja mal wieder ein englischer Songtext dabei raus. Mischen würde ich es allerdings nicht wollen. Ich bin ein Freund von klaren Linien.

Tom: Wieviele Konzerte spielst du und in welcher Besetzung? Solo oder mit Band? Playback zu einem Laptop ?

Dieses Jahr habe ich insgesamt 40 Konzerte gespielt. Das waren zwar nicht alles Benson- Konzerte, jedoch die meisten davon. Live spiele ich in verschiedenen Konstellationen. Entweder komplett alleine und mit einer Loop-Station, die je nach Abend 2 bis 3 mal zum Einsatz kommt. Das möchte ich allerdings nicht überstrapazieren. Reine Loop-Künstler langweilen mich persönlich relativ schnell. Das ist wie bei einem Zauberer der seinen Trick verrät. Nach 4 oder 5 Loop-Songs denk ich mir dann; JA OK, ich hab’s verstanden. Du spielst alles selbst live in dieses Ding rein, krass! Der AHA-Effekt ist aber eigentlich schon rum. Daher setze ich Loops lieber gezielt ein und dann aber gerne auch übertrieben.

Manchmal habe ich einen Mitmusiker dabei. Das war zuletzt der Matze Semmler, der mich an der E-Gitarre begleitet hat. Und dann gibt es natürlich eine Band; bestehend aus Jakob Mader am Schlagzeug, Maximilian Stephan am Rhodes und der E-Gitarre und Hubert Steiner am Bass. Das ist so der feste Kern. Ab und zu kommen auch noch Bläser mit dazu. Das variiert eben je nach Größe des Konzertes das gerade ansteht.

Tom: Aha, wusste ich es doch. Hinter Musik steckt immer sehr viel Arbeit. Danke, Benni für den Einblick in deine Werkstatt.


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